Hohenloher Gartenparadies | Gartenträume 2024/2025

25 | Zwei Dutzend Schlossparks, Klostergärten, Kurparks, botanische Anlagen, Kräuter- und private Naturgärten haben sich im Nordosten von Baden-Württemberg mit weiteren Unterstützern zu einem Gartennetzwerk zusammengefunden. Die unterschiedlichen Betreiberinnen und Betreiber der Gartenparadiese in Franken, Tauber und Hohenlohe öffnen ihre Pforten für ihre Gäste. Es eint sie das gleiche Selbstverständnis für die Gartenliebe. Größtenteils in Eigenarbeit erschaffen sie Jahr für Jahr magische Orte, die Heimat von unzähligen, auch seltenen Pflanzensammlungen, Tieren, Insekten und Pilzen. Ein betörender Reichtum an Farben, Düften und Klängen. Der Charme dieser Refugien dient der Entschleunigung, der Freude am Anblick, der Bewunderung, den unterschiedlichsten Anregungen oder einfach nur dem Glück, da zu sein! Beginnen wir im hohenloh‘schen Weikersheim mit gleich zwei Publikumsmagneten: das herrschaftliche Renaissanceschloss erbaut von Graf Wolfgang von Hohenlohe Weikersheim wurde von Graf Carl Ludwig in eine barocke Residenz verwandelt. Der angrenzende Schlossgarten wurde nach Vorbild eines französischen Lustgartens neu angelegt. In Weikersheim herrscht kein Standesdünkel. Hereinspaziert durch den Schlossbogen, um gleich vor lauter Ergriffenheit innezuhalten: Zu Füßen liegt das riesige Zentralparterre, breite, schnurgerade Sandwege teilen es in vier Kompartimente, mittendrin ein Bassin mit wasserspielender Herkules-Statue. Akkurate Beete mit Salbei, Margeriten und Calendula betonen im Sommer die Symmetrie. Im Barock zeigt sich die Gartenkunst in Vollendung. Hier lustwandelte der Adel. Diese barocken Schlossgärten waren vor allem ein Ausdruck von Macht und Wohlstand der absolutistischen Fürsten. Zu den bedeutsamsten Gärten zählt Vaux-le-Vicomte im französischen Maincy. Die Anlage wurde nach den Plänen des Gartenarchitekten André Le Nôtre im klassischen Barockstil erschaffen. Er schuf auch für Ludwig XIV den Schlosspark von Versailles, der Weikersheimer Schlosspark ist nach dem Vorbild von Paris erbaut. Solche Gärten enthüllen ihre Schönheit Schritt für Schritt und nur so, im meditativen Tempo des Lustwandelns, eröffnet sich die Landschaft allmählich dem Blick. Unbedingt sehenswert ist der Barockgarten des Renaissanceschlosses Langenburg, Sitz der Fürstenfamilie Hohenlohe-Langenburg. Auch diese historische Anlage (in Privatbesitz) hat die Zeit überdauert und findet ihren Reiz in der Kombination von Schloss und Parklandschaft. Als am 24. Mai 1965 Queen Elizabeth und Prinz Philipp bei ihrem ersten Staatsbesuch in der neu gegründeten Bundesrepublik auf Schloss Langenburg eine Stippvisite abhielten, waren sie bestimmt von der Schlossanlage, aber genauso vom atemberaubenden Blick ins Jagsttal begeistert. Das englische Königshaus ist mit der hohenlohischen Fürstenfamilie eng verwandt. Fürstin Margarita, die Großmutter des heutigen Fürsten war die älteste Schwester von Prinz Philipp. Auch im Langenburger Schlosspark ist Wildwuchs nicht erwünscht! Eher ist Ordnung oberstes Gebot. An ausgewählten Plätzen sind Buchsbäume oder andere gestutzte Heckenpflanzen platziert. Pflanzen, die zum Wuchern neigen oder sehr ausladend wachsen, haben es hier schwer. Dafür, je nach Saison, zeigen die Beete tausende Tulpen, Narzissen, Stiefmütterchen, Duftveilchen, Aurikel, Vergissmeinnicht, Schleierkraut, Kaiserkrone, Gladiolen, Blaustern, Frauenmantel, Salbei oder Bechermalven. Ein Highlight im Barockgarten von Langenburg ist die Orangerie. Hier erfreut sich der Gast an Zitronenbäumchen, Oliven und Palmen. Natürlich ziert auch die Königin der Blumen, die Rose, die farbenfrohen Rabatten. Kleine Wasserspiele, Fontänen und Brunnen, die geometrisch angelegt sind, geben dem französischen Barockgarten Leben – und übrigens: Das quirlige Wasser bedeutet zusätzlich einen Ausgleich zu den sonst sehr strengen Formen. > GARTENPARADIESE FRANKEN · TAUBER · HOHENLOHE Gartenparadiese – „Die Hauptaufgabe eines Gartens ist es, seinem Besucher die schönste und höchste Art des irdischen Vergnügens zu bereiten.“ Gertrude Jekyll Orte des Vergnügens und Lustwandelns 24 | Seit einigen Jahren setzt ein neues Denken ein. Das bewusste Gehen, Promenieren, Flanieren, Schlendern in Parklandschaften und Gärten, einst ein Privileg der Aristokratie, findet immer mehr Wertschätzung. Körper und Geist kommen zur Ruhe. In diesen Momenten kann sich die Schönheit der Natur den Sinnen offenbaren.

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