27 26 | | Gemessen an den fürstlichen Anlagen, ist das nächste grüne Paradies mit 1443 Quadratmetern „ein Juwel und eines der ausgefallensten Gärten Hohenlohes“ (Zitat Baronin von Münchhausen in DER ZEIT). Am Rande der Altstadt gelegen, eigentlich mitten in Weikersheim. ist der Privatgarten von Annette Schlehaus nur über einen kleinen Fußweg erreichbar. Ihr verwunschener Garten bietet ein Zuhause für Vögel, Fledermäuse und Insekten, für Pflanzen, Blumen, Buchsbaum und alte Bäume. Besonders über eine Mirabelle in bizarrer Form, wie eine Hand mit fünf Fingern, staunen die Gäste. Sie fühlen sich wie in einer anderen Welt. Von Schneeglöckchen über Rosen, Madonnenlilien, Zieräpfel, Quitte bis zum alten Buchsbestand gibt es das ganze Jahr etwas zu sehen. Mit einem kleinen und einem großen Teich, einer Bank unter der alten Kirsche, laden viele Plätze zum Verweilen ein. Früher einer von vielen Gemüse- und Krautgärten „In der Baindt“, ist es der letzte verbliebene, seit 500 Jahren in Familienbesitz mit einem über 100 Jahre alten Gartenhaus. Egal, ob geheimnisvoller, für den Besuch wachgeküsster DornröschenGarten, Kloster-, Schau- oder Lehrgarten, ebenso der Genussgarten von Hans-Jörg Wilhelm in Langenburg-Unterregenbach, die Regionen Franken, Tauber und Hohenlohe sind ein einziges, sonnenverwöhntes Gartenparadies. Gleich drei Flüsse, Kocher, Jagst und Tauber durchziehen die bäuerlich geprägten Wiesen- und Hügellandschaften, wo auch auf fränkischem Boden ein hervorragender Wein heranwächst. Tief durchpflügen die Flüsse die eingeschnittenen Täler und führen durch Städte wie Bad Mergentheim. Städte an Flüssen haben immer eine Besonderheit. Es heißt, die Einheimischen bleiben dadurch immer in Bewegung und erfinden sich stets neu. Der Kurpark in Bad Mergentheim, durch den die Tauber fließt, verströmt auf jeden Fall gute Laune. In unterschiedlichen Themengärten finden die Gäste Abwechslung und Ruhe zugleich. Oft stellt sich auch ein persönliches Aha-Erlebnis ein, wenn der Blick in ein Regenbogen-Beet fällt, wo nur die Farben weiß und rosa fehlen. Die Gärten der Gartenparadiese in Franken, Tauber und Hohenlohe haben noch eine Gemeinsamkeit. Sie sind „alt“, was einer Auszeichnung gleichkommt, denn es bedeutet automatisch, hier wachsen uralte Bäume, lebendige Kulturgüter, in den Himmel zeigende Zeitzeugen. Fast 3000 Bäume zieren den Kurpark und den angrenzenden Schlosspark von Bad Mergentheim. Ein Paradies für 100 verschiedene Baumarten. Im Schlosspark stehen beispielsweise 400 italienische Pappeln in Reih und Glied in einer prächtigen Allee zusammen, andere zeigen sich als uralte Solisten, idyllisch am See mit eigenwilligen Wuchsformen. Peter Wohlleben, einer der bekanntesten Fürsprecher für eine neue Sicht auf Pflanzen, betrachtet Bäume als soziale Wesen mit eigenen Kommunikations- und Handlungsformen. Ihm zufolge vermögen sie untereinander zu kommunizieren, andere vor Schädlingen zu warnen und ihren Wuchs den äußeren Bedingungen anzupassen. Der Förster lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass auch Bäume hochgradig empfindungsfähige Lebewesen sind, eine Anregung, über die man vielleicht auf einer Parkbank unter einem Bad Mergentheimer Baumriesen sinnieren kann, während sich der Garten schon in den abendlichen Schatten einhüllt. Dazwischen sucht sich die Sonne immer wieder lichter gewordene Baumkronen. Diese überschüttet sie wie im Märchen von Frau Holle mit Gold, bevor ihre Strahlen in der Wiese oder in den Insel-Beeten landen. Dann leuchten Rosenblüten, Samenstände von Gräsern und andere Stauden nochmal in ihrer Farbenpracht auf, bevor die Zeit anbricht für die blaue Stunde. Auch der Hofgarten in Öhringen ist in die Jahre gekommen, genauer gesagt, er ist rund 300 Jahre alt und wurde 2018/2019 zum „Garten des Jahres“ gekürt. Das Wissen um die Traditionen einer Parklandschaft fließen mit viel Fingerspitzengefühl in die konzeptionelle Pflanzenplanung der Gärtner mit ein. So wird der Öhringer Garten im französischen Stil zu einem authentischen, einzigartigen Wohlfühlort, wo sich die Liebe des Gärtnerns zeigen kann. Ganz besonders im Landschaftspark Cappelaue, der im Rahmen der Landesgartenschau 2016 angelegt wurde. Und noch ein Wort zu den Traditionen: Unter dem heutigen Öhringer Stadtgebiet liegen zwei römische Kastelle. Mit ihrer Einrichtung vor knapp 2000 Jahren waren hunderte von Soldaten in die Region gekommen. Ihren Sold konnten sie bei Händlern und Handwerkern ausgeben, die sich - angelockt von der Kaufkraft der Soldaten - in dem vicus (Dorf) zwischen den beiden Kastellen niedergelassen hatten. Mehr zum Handel, Warenaustausch und Kulturkontakt erfahren Sie auf einer Infotafel am Öhringer Limes Blick. Auch gibt es eine Infotafel, die speziell auf Kinder zugeschnitten ist. Weiterführende, kostenlose Broschüre: https://www.hohenlohe. de/pageflip/LimesregionHohenlohe/ Die Ankunft in Unterschwaningen, ein kleiner Ort im fränkischen Südwesten, entpuppt sich schnell als spektakulär. Zuerst der Weiher, dann ein Gutshof und schließlich das Schloss Dennenlohe, das 1167 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, heißen den Gast herzlich willkommen. Der symmetrische Barockbau befindet sich bereits in achter Generation im Besitz der Familie von Süsskind. Mit Robert Andreas Gottlieb Freiherr von Süßkind, dem „Grünen Baron“, und seiner Frau Sabine von Süßkind bekommt Dennenlohe eine neue Bestimmung. Den Schlossgarten nahe am Haus, den Privatgarten, gab es schon lange. Doch der 26 Hektar große Landschaftspark war bis vor wenigen Jahren noch Acker. Seit 1990 gräbt, schaufelt, baggert der „Grüne Baron“ auf diesem schweren Boden und verwandelte ihn zu einem Abenteuerpark für Rhododendren und Azaleen, zu einem grünen Refugium mit verschlungenen Wegen, Brücken, Stegen und unterschiedlichen Gartenthematiken. Hier durfte die Natur sich entfalten und auch der Geist seines Meisters: „Mit den Jahreszeiten wechselt der Garten seinen Charakter. Wenn 16.000 Narzissen im Frühling blühen, wirkt er natürlich anders als im Mai, der Hauptblütezeit der Rhododendren und Azaleen oder im August zur Lotusblütenzeit. Doch ein Garten muss nicht dauernd blühen. Die Blüten lenken oft ab. Wenn nichts blüht, ist der Garten kontemplativer und man erkennt seine Kreativität besser. Eine Gartenstruktur mit Sichtachsen und modellierten Hügeln ist im Herbst und Winter besser zu erkennen als im Sommer!“ Die Familie von Süßkind kommt von ihren Reisen in ferne Länder immer wieder neu inspiriert zurück. Der Buthantempel, am entferntesten Ende des Parks, ist ein bewusst gewählter, spiritueller Ort, der für viele Gäste nach dem kurzweiligen Parcours durch die Gartenwelten von Dennenlohe zum Ziel der Ruhe, des Innenhaltens und des Staunens geworden ist. Der Gast kehrt von dort erholt zurück. Der nächste Schaugarten verwöhnt mit einer überbordenden Fülle an Blüten und neuen Gartenideen. Von Dennenlohe aus gesehen 200 km entfernt im Osten, liegt Westheim in der Pfalz und das Hofgut Holzmühle von Bernd Louis und Timo Heiny. 1481 von Phillip Pfalzgraf zu Rhein gegründet, befindet sich das Hofgut seit über 300 Jahren in Familienbesitz. Schattige Waldstücke, interessante, farbenfrohe Unterpflanzungen, bunte Beete, Wasserläufe und Seen, die Heimat edler Pfauen, umspielen das Anwesen. Ideen über Ideen, immer neue Gestaltungsmöglichkeiten in Sonne und Schatten wechseln sich ab. Auf die Belange der Natur geachtet, strahlt die Parklandschaft eine natürliche Lässigkeit aus. Nebengänge, Schlupflöcher von einem Garten in den nächsten, verführen einen zum Entdecken unbekannter Pflanzen- und Baumschönheiten. > GARTENPARADIESE FRANKEN · TAUBER · HOHENLOHE Auch die Gartenparadiese Franken, Tauber, Hohenlohe, die in diesem Artikel nicht vorgestellt wurden, stehen jedes für sich für ein Traumziel. Auf der Übersichtskarte der Seiten 4 und 5 können Sie sich eine persönliche Route durch die drei Regionen zusammenstellen. Sie unterstützen damit unser neugegründetes Gartennetzwerk. Sie sind im Land der Schlösser, Burgen und Gärten, kaum eine andere Region in Deutschland bietet diesen historischen und natürlichen Reichtum auf einem Fleck – entdecken Sie das neue Lustwandeln in den Gärten von Franken, Tauber und Hohenlohe.
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